Forderung des Bayerischer Landespflegerats: Pflegerische Versorgung der Menschen in Bayern steht auf dem Spiel

Nach Wahlkampf und Koalitionsverhandlungen fordert der BLPR die Politik zum zügigen Handeln auf

München, den 13. November 2018 – Edith Dürr, Vorsitzende des BLPR und Generaloberin des Verbandes der Schwesternschaften vom Roten Kreuz in Bayern e.V., verstärkt die Forderung des BLPR nach einer Fortführung und Intensivierung der gemeinsamen Anstrengungen im Sinne der Menschen mit Pflegebedarf in Bayern. Dabei wird nach wie vor um die Lösungen gerungen: Bisher finden sich die Forderungen der berufspolitischen Vertretung der Pflegeberufe in Bayern lediglich in sehr geringem Maße im Koalitionsvertrag wieder. So muss z.B. das Pflegefachkräfteprogramm zur Nachwuchsgewinnung konkretisiert und in die Umsetzung gebracht werden.
Auch ist die angestrebte Verdoppelung der Versorgungsangebote in der Palliativ-u. Hospizversorgung, wie sie im Koalitionsvertrag formuliert wird, ein Schritt in die richtige Richtung. Aber auch hierfür braucht es hochqualifiziertes Pflegepersonal – für dieses Thema ruft der BLPR besonders die Politik und das neue bayerische Kabinett zur Verantwortung.

Dabei sieht sich der BLPR mit Staatsministerin Melanie Huml für Gesundheit und Pflege auch im neuen Kabinett einer bekannten politischen Akteurin gegenüber. Edith Dürr: “Wir gratulieren Frau Staatsministerin Huml herzlich zur erneuten Aufstellung im bayerischen Kabinett. Wir erwarten, dass Frau Huml und ihr Ministerium das Thema Pflege endlich mit deutlichem politischem Nachdruck angehen und die gemeinsamen Herausforderungen auch gemeinsam annehmen. Auf die Fachkompetenz des BLPR kann gerade in Bezug auf die erfolgreiche Umsetzung der Pflegeberufereform nur verwiesen werden.“ Generaloberin Edith Dürr fordert damit weiterhin mit Bestimmtheit die Lösung eines Problems, das beiden Seiten hinlänglich bekannt ist.

Der Freistaat Bayern wird mittelfristig nicht an einer Pflegekammer vorbeikommen, mit der die Angehörigen der Fachpflege an Selbstbestimmung gewinnen. Nur mit einer starken und autonomen Selbstverwaltung können Standards gesetzt und Qualifikationen definiert werden und damit den Anforderungen an eine sachgerechte pflegerische Versorgung der Bevölkerung Rechnung getragen werden.

Wer ist der BLPR?
Der Bayerische Landespflegerat BLPR, vormals BAY.ARGE, fördert die Alten-, Gesundheits- und Krankenpflege sowie die Gesundheits- und Kinderkrankenpflege, bündelt die berufspolitischen Aktivitäten seiner 17 Mitgliedsverbände und vertritt deren Positionen und Anliegen in der Öffentlichkeit. Der BLPR ist ein Zusammenschluss von eigenständigen Berufsverbänden, Schwesternschaften und Berufs- und Pflegeorganisationen. Wie auf Bundesebene der Deutsche Pflegerat vertritt der BLPR auf Länderebene die Pflegeberufe. Der BLPR, als Bayerische Arbeitsgemeinschaft zur Förderung der Pflegeberufe BAY.ARGE gegründet, besteht seit 70 Jahren und ist damit der älteste Landespflegerat.

Information und Kontakt

Bayerischer Landespflegerat (BLPR)
Vorsitzende Frau Generaloberin Edith Dürr
Ines Stefanie Wagner
Kommunikation & Öffentlichkeitsarbeit
Schwesternschaft München vom BRK e.V.
Rotkreuzplatz 8
80634 München
Tel. +49 89 1303 -1009
Fax +49 89 1303 -1005
Inesstefanie.wagner@swmbrk.de
www.bayerischer-landespflegerat.de

Mitgliedsverbände:
Berufsverband für Kinderkrankenpflege in Deutschland (BeKD) e.V.
Bundesverband Lehrende Gesundheitsberufe u. Sozialberufe (BLGS) e.V., Landesverband Bayern
Bundesverband Pflegemanagement e.V., LG Bayern
Caritas-Gemeinschaft für Pflege- u. Sozialberufe Bayern e.V.
Deutscher Berufsverband f. Pflegeberufe, DBfK Südost, Bayern-Mitteldeutschland e.V.
Deutscher Pflegeverband e.V.
Deutsche Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste (DGF) e.V.
Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin, Landesvertretung Bayern, Sektion Pflege
Evangelische Pflegegemeinschaften
Förderverein zur Gründung einer Pflegekammer in Bayern e.V.
Katholische Pflegegemeinschaften und Pflegeorden
Katholischer Pflegeverband (KPV) e.V.
Landesarbeitsgemeinschaft Bayer. Berufsfachschulen f. Altenpflege (LAG), LG Bayern
Verband Bayer. Heimleiterinnen u. Heimleiter (VBH) e.V.
Verband der Pflegedienstleitungen Psychiatrischer Kliniken Bayern (VdPPsych) e.V.
Verband der PflegedirektorInnen der Universitätsklinika (VPU) e.V.
Verband der Schwesternschaften vom Roten Kreuz in Bayern e.V.

70 Jahre Bayerischer Landespflegerat: Erfolgreiche Jubiläumsveranstaltung mit starker politischer Forderung

München, 11. Oktober 2018 – Mit einer Festveranstaltung am 10. Oktober haben hochrangige Vertreter aus Politik, Gesellschaft und Pflegefachverbänden die erfolgreiche Arbeit des Bayerischen Landespflegerats (BLPR) gewürdigt. Gefeiert wurde bereits dessen 70jähriges Bestehen mit einer Jubiläumsveranstaltung im Sophiensaal des Bayerischen Landesamts für Steuern, München. Der BLPR ist die politische Stimme der professionell Pflegenden in Bayern. In ihrem Interesse fordert der BLPR die Einrichtung einer berufsständischen Vertretung, gemeinhin als Pflegekammer bezeichnet. Zudem unterstützt er die Reform der Pflegeausbildung und die generalistische Ausrichtung des Pflegeberufs.

Edith Dürr, Vorsitzende des BLPR und Generaloberin des Verbandes der Schwesternschaften vom Roten Kreuz in Bayern e.V., freute sich über die Anerkennung des berufspolitischen Engagements des BLPR. Damit feiern wir mit 70 Jahren Verbandsbestehen auch eine beispiellose Historie berufspolitischer Entwicklung, die von entscheidender Bedeutung für die Zukunft der Pflege in Bayern ist: „Wir verstehen uns heute mehr denn je als Arbeitsgemeinschaft von siebzehn eigenständigen Berufsverbänden, Schwesternschaften, Berufs- und Pflegeorganisationen in Bayern. Damit bündeln wir die unterschiedlichsten Expertisen unter einem Dach. Angefangen von den Lehrenden für Pflegeberufe, über das Pflegemanagement, die Bereiche der psychiatrischen, der Kinderkrankenpflege und der palliativen Pflege, die katholischen und evangelischen Verbänden, sowie Schwesternschaften vom BRK, um nur einige zu nennen. Darüber hinaus stehen wir in einem breiten Netzwerk mit zahlreichen Akteure in aktivem Austausch.“

Neben zahlreichen Vertretern aus Politik und Pflege wurde der Festakt durch eine Videobotschaft des Ministerpräsidenten Markus Söder untermalt. Söder reihte sich nicht nur in die lange Reihe der Gratulanten ein, sondern bezog eindeutig Stellung zugunsten der Einrichtung einer Pflegekammer: „Ich denke am Ende werden wir nochmals über die berufsständische Vertretung reden. Wir haben jetzt einen Zwischenschritt gemacht – langfristig war immer mein Ziel eine Pflegekammer.“ Diese Aussage untermauert die Position des Landespflegerats als anerkannter Ansprechpartner der politisch Verantwortlichen für alle aktuellen Fragestellungen der Pflege.

Wer ist der BLPR?
Der Bayerische Landespflegerat BLPR, vormals BAY.ARGE, fördert die Alten-, Gesundheits- und Krankenpflege sowie die Gesundheits- und Kinderkrankenpflege, bündelt die berufspolitischen Aktivitäten seiner 17 Mitgliedsverbände und vertritt deren Positionen und Anliegen in der Öffentlichkeit. Der BLPR ist ein Zusammenschluss von eigenständigen Berufsverbänden, Schwesternschaften und Berufs- und Pflegeorganisationen. Wie auf Bundesebene der Deutsche Pflegerat vertritt der BLPR auf Länderebene die Pflegeberufe. Der BLPR, als Bayerische Arbeitsgemeinschaft zur Förderung der Pflegeberufe BAY.ARGE gegründet, besteht seit 70Jahren und ist damit der älteste Landespflegerat.

Information und Kontakt
Bayerischer Landespflegerat (BLPR)
Vorsitzende Frau Generaloberin Edith Dürr
Frau Pascal Hilberger-Kirlum
Schwesternschaft München vom BRK e.V.
Rotkreuzplatz 8
80634 München
Tel. +49 89 1303 -1009
Fax +49 89 1303 -1005
Pascale.Hilberger-Kirlum@swmbrk.de
www.bayerischer-landespflegerat.de

Mitgliedsverbände:
Berufsverband für Kinderkrankenpflege in Deutschland (BeKD) e.V.
Bundesverband Lehrende Gesundheitsberufe u. Sozialberufe (BLGS) e.V., Landesverband Bayern
Bundesverband Pflegemanagement e.V., LG Bayern
Caritas-Gemeinschaft für Pflege- u. Sozialberufe Bayern e.V.
Deutscher Berufsverband f. Pflegeberufe, DBfK Südost, Bayern-Mitteldeutschland e.V.
Deutscher Pflegeverband e.V.
Deutsche Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste (DGF) e.V.
Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin, Landesvertretung Bayern, Sektion Pflege
Evangelische Pflegegemeinschaften
Förderverein zur Gründung einer Pflegekammer in Bayern e.V.
Katholische Pflegegemeinschaften und Pflegeorden
Katholischer Pflegeverband (KPV) e.V.
Landesarbeitsgemeinschaft Bayer. Berufsfachschulen f. Altenpflege (LAG), LG Bayern
Verband Bayer. Heimleiterinnen u. Heimleiter (VBH) e.V.
Verband der Pflegedienstleitungen Psychiatrischer Kliniken Bayern (VdPPsych) e.V.
Verband der PflegedirektorInnen der Universitätsklinika (VPU) e.V.
Verband der Schwesternschaften vom Roten Kreuz in Bayern e.V.

Reaktionen der Parteien auf das Forderungspapier des BLPR

Die Landtagswahl in Bayern am 14. Oktober rückt immer näher.
Lesen Sie anbei eine Übersicht der Reaktionen der Parteien auf das 10 Punkte umfassende Forderungspapier des Bayerischen Landespflegerates BLPR „Für eine zukunftsorientierte und nachhaltige Pflegepolitik in Bayern“ sowie die pflegepolitische Ausrichtung von CSU, SPD, FDP, Bündnis 90/Grünen, Freie Wähler, ÖDP und Die Linke zur Landtagswahl.
181001BLPR_Pflegepolitische Ausrichtung_Parteien_LT Wahl Bayern_2018_final

Forderung zur (Weiter-)Entwicklung und verpflichtende Anwendung eines am Pflegebedarf ausgerichteten Pflegebedarf ausgerichteten Personalbemessungstools

Gemeinsame Forderung der Organisationen

• Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS)
• Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlich-Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF)
• Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft (DGP)
• Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB)
• Deutscher Pflegerat (DPR)
• Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung (DNVF)
• Organisationen der Patientenvertretung (BAGP, DAG SHG, BAG Selbsthilfe, SoVD, vdk, ISL, vzbv)
• Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di)

Wir fordern den Gesetzgeber auf, im anstehenden Pflegepersonal-Stärkungsgesetz vorzugeben, dass schnellstmöglich ein am individuellen Pflegebedarf ausgerichtetes und pflegewissenschaftlich fundiertes Personalbemessungstool (weiter-)entwickelt wird und anschließend verpflichtend flächendeckend in deutschen Krankenhäusern anzuwenden ist.

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BLPR fordert zukunftsorientierte und nachhaltige Pflegepolitik in Bayern

Forderungen des Bayerischen Landespflegerats zur Landtagswahl am 14. Oktober 2018

PRÄAMBEL

Das öffentliche Gesundheitssystem unterliegt auf Grund des demographischen Wandels, steigender Ansprüche der Bevölkerung und der Ausdifferenzierung der Versorgungsformen und –angebote einem steigenden Veränderungsdruck. Der Bedarf an pflegerischer Versorgung steigt rasant an. Insbesondere in der professionell ausgeübten pflegerischen Versorgung wächst die Bandbreite der Aufgaben, Verantwortung und Versorgungskomplexität.  Dies führte in den letzten Jahren auf Grund des Mangels an Fachkräften zu einer Zuspitzung bei der Belastung des Pflegepersonals in allen Sektoren. Die Verschärfung der Rahmenbedingungen wirkt sich deutlich auf die Verweildauer im Beruf und die Attraktivität des Berufes insgesamt aus. Die Folgen sind akute Probleme bei der Personalgewinnung und nachhaltigen Personalbindung.  Gleichzeitig bringt der ökonomische Druck die Einrichtungen an ihre Grenzen und zieht massive Einschnitte bei den Personalstellen nach sich. Vor diesem Hintergrund muss neben der Quantität vor allem die Qualität der pflegerischen Versorgung als gefährdet angesehen werden.
Darüber hinaus ist die berufliche Pflege als traditionell weibliches Berufsfeld überdurchschnittlich von Teilzeit und Prekarisierung geprägt.  Die längst erwartete Pflegeberufereform sowie die Regelungen zu Pflegepersonaluntergrenzen im Setting Krankenhaus stellen alle beteiligten Player vor zusätzliche Herausforderungen.

Die 17 im Bayerischen Landespflegerat zusammengeschlossenen Mitgliedsverbände verfügen über ein hohes Maß an Sachverstand im Politikfeld „Pflege“. Mit ihrem Expertenpool können sie, gerade im schwierig zu regulierenden Feld der Gesundheitspolitik, einen wesentlichen Beitrag leisten. Sie sind gerne bereit, interessierte Politikerinnen und Politiker bei komplexen Fragestellungen zu beraten, innovative Ideen einzubringen, Reformmaßnahmen zu begleiten und gemeinsam nachhaltige Lösungen zu entwickeln.
Der Bayerische Pflegerat spricht sich für die Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen, zukunftssicheren und evidenzbasierten pflegerischen Versorgung für alle Bürgerinnen und Bürger Bayerns aus.
Er fordert deshalb die Parteien auf, die Entwicklung der Profession Pflege als politische Aufgabe wahr und ernst zu nehmen. Weg von der einseitig medizin-lastigen Politik hin zu einer Gesundheitspolitik, die gleichberechtigt die professionelle Pflege im Blick hat.  Dazu braucht es konkrete Maßnahmen zur Imageverbesserung und zur Attraktivitätssteigerung der Pflegeberufe. Es braucht auch die leistungsgerechte Bezahlung, die nicht allein den Gesetzen des Marktsegments „Pflegebranche“ überlassen werden darf. Wir fordern eine wertschätzende Kommunikationskultur auf Augenhöhe.

Wir rufen die im Landtagswahlkampf in Bayern vertretenen Parteien auf, die folgenden Forderungen in die Inhalte ihrer Wahlprogramme aufzunehmen und in der kommenden Legislaturperiode umzusetzen.

1. PFLEGEKAMMER

Neben der reinen Interessensvertretung, wie sie beispielsweise die Berufsverbände wahrnehmen, fordert die berufliche Pflege zur gleichberechtigten Mitgestaltung im Gesundheitswesen das politische Bekenntnis zu einer echten Selbstverwaltung. Der BLPR wiederholt an dieser Stelle nochmals mit aller Deutlichkeit seine Forderung nach einer Pflegekammer, auch für die bayerischen Pflegenden. Das Fortschreiten der Pflegekammergründungen in Deutschland  zeigt eindrücklich, wohin die Entwicklung zukünftig gehen wird. Die sich im Gründungsprozess befindliche Bundespflegekammer wird im Laufe des kommenden Jahres ihre Arbeit aufnehmen und damit der zentrale Ansprechpartner der Pflegeberufe für Politik und Gesellschaft auf Bundesebene sein. Das bayerische Alternativmodell (Vereinigung) wird hier nicht mitwirken können, was gleichbedeutend mit einer Isolierung der bayerischen Pflegenden ist.
Bestandteil einer legitimen Selbstverwaltung ist die dringend notwendige, verpflichtende Registrierung der Berufsangehörigen. Ohne valide Datengrundlage sind Aussagen zum aktuellen wie zukünftigen Bedarf sowie zur Qualifikation der in der Pflege Tätigen nicht im notwendigen Maß möglich. Die Gesellschaft, die Politik und die Partner im Gesundheitswesen profitieren von einer autonomen und starken Stimme der Pflegenden.

Der BLPR fordert mit Nachdruck die Etablierung einer echten Selbstverwaltung in Form einer Berufskammer und die sofortige Registrierungspflicht für die Pflegeberufe.

2. EINRICHTUNG EINES RESSORT PFLEGE MIT PFLEGEWISSENSCHAFTLICHER EXPERTISE

Der Anstieg der Komplexität der Versorgungsbedarfe im Gesundheitswesen hat zwar zu einer dezidierten Ausdifferenzierung in den Pflegeberufen geführt, aber gleichzeitig auch zu einer Erhöhung des Anspruchsdenkens der zu versorgenden Bürgerinnen und Bürger. Alle Handlungsfelder der professionellen Pflege  bereiten sich durch vermehrt hochschulische Bildung darauf vor, der Komplexität der pflegerischen Dienstleistungen, wie auch der diversen Gesundheitsversorgungslagen insgesamt, gerecht zu werden. Daher münden akademisch gebildete Pflegefachpersonen in immer größerer Zahl in die Versorgungssettings, in die Lehre und die Forschung ein.
Der BLPR fordert die Schaffung einer Chief-Nurse im zuständigen Ministerium (StMGP) zur Absicherung der pflegefachlichen Expertise. Wie in internationalen Gesundheitssystemen üblich, sollte diese Position mit dementsprechenden Kompetenzen ausgestattet sein. Damit soll die Einbindung der Pflegewissenschaft in alle pflegerelevanten Themen gewährleistet werden.
Wir fordern darüber hinaus eine verbindliche und aktive Einbindung der Expertise der Profession Pflege in die landespolitischen Prozesse.

3. KONKRETISIERUNG UND UMSETZUNG DER PFLEGEBERUFEREFORM

Im Sommer 2017 wurde das Pflegeberufereformgesetz verabschiedet, welches u. a. die generalistische Ausbildung vorsieht. Die Verabschiedung der dazugehörigen Rechtsverordnung (APrV) durch den Bundestag lässt ebenso auf sich warten, wie die für die Konkretisierung der Finanzierung notwendige Verordnung. Neben einer auskömmlichen Finanzierung muss unbedingt die Ausbildungsqualität im Auge behalten werden.

Der BLPR fordert die Parteien in Bayern auf, sich für die erfolgreiche Umsetzung der Pflegeberufereform, im Sinne der Profession und der zukünftigen pflegerischen Versorgung der Bevölkerung, einzusetzen. Um eine qualitativ hochwertige Ausbildung weiter zu gewährleisen, fordern wir die Absenkung des Ausbildungsniveaus rückgängig zu machen. Dazu gehört der vorgesehene Einstieg von Pflegefachhelfern in das 2. Ausbildungsjahr sowie die geplante Kompetenzabsenkung für die Altenpflege. Darüber hinaus fordert der BLPR an dieser Stelle die Finanzierung der hochschulischen Pflegeausbildung auf Landesebene verbindlich zu regeln.

4. PFLEGE ALS LEISTUNGSERBRINGER – STRUKTUREN SCHAFFEN

Professionelle Pflege wird im Gesundheitswesen immer noch in der Hauptsache als Kostenfaktor und weniger als Leistungserbringer (z.B. im DRG-System) wahrgenommen. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass der steigende und spezielle Versorgungsbedarf der Bevölkerung professionelle Pflege in allen Settings erfordert.
An dieser Stelle soll nochmals auf die Notwendigkeit eines Heilberufsausweises für Angehörige der Pflegeberufe verwiesen werden. Eine Vielzahl der digitalen/telemedizinischen Lösungen setzt den Besitz eines Heilberufsausweises voraus. Dieser stellt eine moderne Form der Zulassung, Registrierung und des Informationszugriffs dar und ist ein Schritt zur Etablierung der Pflegeberufe als autonome Dienstleistungsberufe mit anerkannten Kompetenzen und geregelter Selbstkontrolle.
Pflegefachkräfte sind in Bundesländern ohne Pflegekammern nicht registriert. Ein Zugang zu relevanten Patientendaten ist somit für nicht registrierte Pflegefachpersonal ausgeschlossen.

Der BLPR fordert die adäquate Abbildung, Ausweisung und Vergütung der pflegerischen Leistungen, unabhängig vom Sektorenbezug (SGB V, XII etc.) und die regelhafte Möglichkeit, für pflegerische Leistungen Kassenverträge abschließen zu können.
Wir fordern die Parteien auf, VertreterInnen des BLPR an relevanten Gremien zu E-Health und Gesundheitskarte in Bayern zu beteiligten und für eine zeitnahe Registrierung aller Pflegefachkräfte zu sorgen.

5. IN ATTRAKTIVITÄT DES PFLEGEBERUFES INVESTIEREN

Die anhaltend schlechten Arbeits- und Rahmenbedingungen stellen die größte Herausforderung bei der Gewinnung und Bindung von Arbeitskräften in der beruflichen Pflege dar. Professionelle Pflege taucht in der öffentlichen Darstellung meist in negativen oder klischeebehafteten Kontexten auf. Die Entwicklung der beruflichen Pflege muss als politische Aufgabe wahr- und ernstgenommen werden. Wir müssen weg von einer medizin-lastigen und hin zu einer Gesundheitspolitik, die die professionelle Pflege gleichberechtigt im Blick hat. Wir brauchen konkrete Maßnahmen zur Imageverbesserung und Attraktivitätssteigerung der Pflegeberufe. Dazu zählt auch eine leistungsgerechte Bezahlung, vor allem für Dienstzeiten außerhalb der Regelarbeitszeit. Gerade hier ist die Pflege im Branchenvergleich deutlich unterbezahlt.

Zur Steigerung der Attraktivität und Verbesserung des Images des Pflegeberufes fordern wir die Politik um Unterstützung zur schnellen und dringenden Umsetzung folgender Maßnahmen auf:

 Etablierung eines „Förderprogramms Pflege“
 Nachwuchsgewinnung (Ausbildungsoffensive, positive Werbung für den Pflegeberuf, mehr Ausbildungsplätze)
 Förderung der Akademisierung in der Pflege
 Angemessene pflegerische Personalausstattung in allen Versorgungsbereichen (Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Verringerung der Arbeitsbelastung)
 Höhere Vergütung bei den Zeitzuschlägen
 Neustrukturierung der Aufgabenverteilung im Gesundheitswesen (mehr Entscheidungskompetenz – bessere Karrierechancen)
 Zulassung von Selbstverwaltung des professionellen Berufes (Kammer)
 Immaterielle wie materielle Anerkennung des Beitrags der Pflege zu Gesundheit und Lebensqualität (Wertschätzung)
 Einbeziehung der pflegerischen Fachexpertise in den berufs- und versorgungsrelevanten Entscheidungsgremien.

6. ENTWICKLUNG DER PFLEGEWISSENSCHAFT IN BAYERN

Das Bundesland Bayern verfügt über keinen Lehrstuhl für Pflegewissenschaft an einer Universität. Wichtige Erkenntnisse der Pflegewissenschaft finden ihren Weg nicht in die Pflegepraxis. Das Gleiche gilt für die Therapieberufe und die Hebammenwissenschaft.

Der BLPR fordert die Parteien auf, die Einrichtung von Lehrstühlen für Pflegewissenschaften an allen bayerischen Universitäten, die auch über Lehrstühle der Medizin verfügen, zu veranlassen sowie Leitungsstellen im Pflegeministerium und Landesamt für Pflege mit PflegewissenschaftlerInnen zu besetzen. Krankenhäuser und stationäre Einrichtungen der Langzeitpflege müssen finanzielle Förderungen zur Entwicklung und Etablierung von Strukturen für akademische Lehreinrichtungen in der Praxis erhalten.

7. SOZIALE RAHMENBEDINGUNGEN

Pflegefachpersonen sind ein rares Gut und sollen gleichzeitig unter schwierigen Rahmenbedingungen tätig sein. Die logische Folge auf Grund der derzeitigen, schlechten Bedingungen ist die Berufsflucht. Als Hauptursache benennt die Berufsgruppe die zunehmende Arbeitsverdichtung bei gleichzeitig nicht hinreichend mitwachsender Personalausstattung. Darüber hinaus stehen hohe Lebenshaltungskosten in Ballungsräumen und immense Immobilienpreise einem relativ niedrigen Gehalt gegenüber. Die Brutto-Stundenlöhne von examinierten Pflegekräften sind spürbar niedriger als der Mittelwert für alle Beschäftigten in Deutschland. Neben höheren Entgelten muss eine verbesserte Personalausstattung primäres Ziel der Verbesserung sein. Weitere Hürden sind körperliche und seelische Überlastung, häufig in Folge zu schlechter Personalausstattung und für den Lebensunterhalt zu kurze, ungünstige Arbeitszeiten, oft am Abend oder am Wochenende. Unter den derzeitigen Bedingungen wird eine adäquate und ausreichende Nachwuchsgewinnung nahezu unmöglich sein.
Der BLPR fordert die Aufwertung der professionellen Pflege als sozialer Dienstleistung für eine zukunftsfähige Gesellschaft. Hierzu gehört auch eine leistungsgerechte Bezahlung, die Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum (auch Ortszuschläge für Ballungsräume) und verbesserte Strukturen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

8. PFLEGEBERICHTERSTATTUNG – ZAHLEN, DATEN, FAKTEN

Das Fehlen validen Zahlenmaterials zur Situation der professionellen Pflege erlaubt es derzeit nicht, prognostische Bedarfe zu erheben und Analysen zur zukünftigen Versorgungssicherung der Bevölkerung abzugeben. Viele Bedingungen können weder beschrieben, noch ihre weitere Entwicklung eingeschätzt werden. Angesichts der bestehenden, bedrohlichen Situation wäre eine Landespflegeberichterstattung, im Sinne eines Monitorings, ein gangbarer Weg, auch als Kommunikationsinstrument zwischen Politik und den Akteuren.
Der BLPR fordert die Parteien auf, einen jährlichen Landesbericht zur Pflege in Bayern zu veranlassen, in dem die Situation der beruflichen Pflege settingübergreifend sowie der Pflegeempfänger und der pflegenden Angehörigen dargestellt und beschrieben wird.

9. MEHR QUALITÄT DURCH MEHR QUALIFIZIERTE PFLEGEPERSONEN

Nicht erst die Bundesagentur für Arbeit signalisiert für alle 16 Bundesländer bereits gravierende Fachkräfteengpässe in den Pflegeberufen. Neben einem absoluten Personalmangel auf Grund unbesetzter Stellen existiert ein relativer Personalmangel, resultierend aus dem zu gering bemessenen Personalschlüssel im Pflegebereich, settingübergreifend. Gleichzeitig ist der Markt für Fachkräfte „leergefegt“. Pflegefachkräfte sehen sich in allen Einsatzfeldern einer Steigerung der beruflichen Anforderungen ausgesetzt, bei gleichzeitig sinkender Anzahl von KollegInnen. Studien belegen einen Intent-to-leave von bis zu 40 Prozent bei Pflegefachpersonen. Die NEXT Studie  deckte bereits 2005 die Gründe für den vorzeitigen Ausstieg aus dem Berufsleben auf. Weitere Studien belegen zudem einen Zusammenhang zwischen der Versorgungsqualität und der Anzahl hochqualifizierter Pflegefachpersonen im Krankenhaus.  Verhältniszahlen wie Nurse-to-Patient Ratios  sind als Instrumente der Qualitätssicherung verbindlich heranzuziehen. Die Bereitstellung einer bedarfsgerechten Personalausstattung dient nicht nur dem Schutz der Patientengesundheit, sondern stellt auch eine wesentliche Voraussetzung für zufriedenstellende Arbeitsbedingungen des Pflegepersonals dar, die wiederum eine sehr wichtige Voraussetzung für den langfristigen Verbleib im Beruf und die Gewinnung ausreichenden Nachwuchses ist.

Der BLPR fordert die Parteien auf, sich dafür einzusetzen, dass Mindestbesetzungen durch Nurse-to-Patient Ratios durch staatliches Recht vorgegeben werden und Bestrebungen nach einer Absenkung der Fachkraftquote in der stationären Langzeitpflege unterbunden werden. Die Parteien sollen sich auf Bundesebene dafür einsetzen, dass das Entscheidungsgremium der Selbstverwaltungspartner um die Pflegefachexpertise erweitert wird.

10. ANERKENNUNG/INTEGRATION AUSLÄNDISCHER PFLEGEFACHPERSONEN

Die steigende Anzahl ausländischer Pflegefachkräfte steht einem schlecht organisierten, nicht standardisierten, ineffizienten und sehr korruptionsanfälligen Anerkennungsverfahren in Deutschland entgegen. Im Vergleich mit anderen EU-Staaten hinkt Deutschland auch hier hinterher. Das ist für qualifiziertes Pflegefachpersonal unattraktiv. Ein bundesweit standardisiertes Verfahren in zertifizierten Anerkennungszentren und die Finanzierung der Zentren müssen ein wesentliches Ziel der Politik sein. Eine Skizze eines solchen Zentrums liegt dem StMGP vor.

Der BLPR fordert die Parteien auf, das Anerkennungsverfahren zum Heilberuf Pflege so auszugestalten, dass es effizient, professionell und nicht korruptionsanfällig ist.

Teilnehmer der Gesundheitsfachberufekonferenz des Bayerischen Landespflegerats fordern nachhaltige pflegepolitische Maßnahmen

PRESSEMITTEILUNG

Der Bayerische Landespflegerat (BLPR) hat sich gemeinsam mit Interessenvertretungen von drei Gesundheitsfachberufen bei einem Treffen mit Staatsministerin Melanie Huml über dringende Forderungen für eine nachhaltige Pflegepolitik ausgetauscht. Die Vorsitzende des BLPR, Generaloberin Edith Dürr, setzte sich im persönlichen Gespräch mit der Staatsministerin insbesondere für mehr Einbindung von Fachleuten aus der Pflege bei der Entwicklung von pflegepolitischen Maßnahmen ein.

München, 25. Juni 2018 – Aus der Gesundheitsfachberufekonferenz des BLPRS entstand die Notwendigkeit für ein gemeinsames Gespräch mit Staatsministerin Huml, das am 13. Juni im Staatsministerium stattfand. Der BLPR fordert im Schulterschluss mit dem Interessenverband für Physiotherapie, den Hebammen in Bayern sowie der Dekanekonferenz Pflege nachhaltigere Maßnahmen für Gesundheitsfachberufe. Die Schwerpunkte des Gesprächs waren: Der sich zuspitzende Fachkräftemangel, die anstehende Reform der Pflegeberufe zum 1. Januar 2020 und die dringend notwendige Akademisierung der Gesundheitsfachberufe. „Wir begrüßen es, dass sich Staatsministerin Huml erneut zur Weiterführung und zum Ausbau einer erfolgreichen Akademisierung der Gesundheitsfachberufe in Bayern sowie zum Ziel der Schulgeldbefreiung für die Physiotherapeuten bekannt hat. Vom Bekenntnis hin zur Umsetzung ist es jedoch noch ein weiter Weg. Wir fordern in Zukunft einmal mehr, dass Experten*innen und Praktiker*innen aus Gesundheitsberufen endlich in die Entwicklung pflegepolitischer Programme eingebunden werden. Keine Pflegepolitik ohne die Stimme der Profession Pflege!“, kommentiert Dürr den konstruktiven Austausch mit der Staatsministerin.

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BLPR: Berufliche Pflege wird von diesen Personalien profitieren

Bestellung von Westerfellhaus zum Pflegebevollmächtigten der Bundesregierung hat Signalwirkung / BLPR begrüßt Bestätigung von Hermann Imhof im Amt

München, 26. März 2018 – Der Bayerische Landespflegerat (BLPR) gratuliert dem früheren Präsidenten des Deutschen Pflegerats, Andreas Westerfellhaus, zum neuen Amt. In der vergangenen Woche wurde Westerfellhaus auf Vorschlag von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn vom Bundeskabinett offiziell zum neuen Pflegebevollmächtigten der Bundesregierung bestellt. Und nicht nur in Berlin, auch in der bayerischen Landespolitik zeigte eine weitere Personalie, dass die Bedeutung der professionellen Pflege und die Notwendigkeit der Berücksichtigung pflegerischer Expertise bei der Gestaltung der Gesundheitspolitik jetzt bei den Verantwortlichen angekommen ist. Mit Hermann Imhoff wurde nach Ansicht des BLPR ein ausgewiesener Fachmann der Gesundheits- und Pflegepolitik und engagierter Kämpfer für die Interessen der beruflichen Pflege im Amt des Patienten- und Pflegebeauftragten der Landesregierung bestätigt.

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BLPR erschüttert über Mordversuche unter dem Deckmantel der Pflege

Gefährliche Lücken im System / BLPR hält Implementierung einer Selbstverwaltung der Pflege für unumgänglich

München, 12. März 2018 – Bundesweit erschüttert derzeit eine besonders perfide Serie von versuchten Tötungsdelikten Medien und Öffentlichkeit: Einer unbekannten Zahl ambulanter Patienten wurde von einem „selbsternannten“ Pfleger Insulin gespritzt, offenbar in der Absicht, sie anschließend ungestört ausrauben zu können. Mindestens eins seiner Opfer starb, der mutmaßliche Täter sitzt inzwischen in München in Untersuchungshaft. Der Bayerische Landespflegerat (BLPR) ist bestürzt über die heimtückischen Verbrechen und mit großer Anteilnahme bei den Opfern und Angehörigen. Weiterlesen

BLPR-Frühjahrsakademie 2018: Ein Masterplan für die Pflege muss her

Politik muss professionelle Pflege als gleichberechtigen Verhandlungspartner akzeptieren / Maßnahmen bislang nur Tropfen auf den heißen Stein

München, 08. Februar 2018 – Rund 250 Pflegende hatten sich am Dienstag, den 6. Februar, zur Frühjahrsakademie des Bayerischen Landespflegerats (BLPR) im Senatssaal des Maximilianeums versammelt, um sich unter dem Tagesmotto „WIR Pflegenden haben die Wahl!“ über die berufspolitische Situation zu informieren und mit Vertretern der bayerischen Landespolitik die aktuelle Lage intensiv zu diskutieren. Weiterlesen