Irseer Erklärung: BLPR geschlossen gegen Vereinigung der bayerischen Pflegenden

Landespflegerat lehnt nach Klausurtagung Beteiligung am Gründungsausschuss ab / BLPR erneuert zentrale Forderungen an

München, 20. Juli 2017 – Der Bayerische Landespflegerat (BLPR) hat sich auf einer zweitägigen Klausurtagung intensiv mit den aktuellen Herausforderungen der professionellen Pflege beschäftigt, Lösungsansätze erarbeitet und eine Beteiligung am Gründungsausschuss der Vereinigung der bayerischen Pflegenden diskutiert. Die Ergebnisse der Klausurtagung sind in der Irseer Erklärung festgehalten. Der BLPR lehnt nach wie vor die mit dem Pflegendenvereinigungsgesetz beschlossene Organisation ab und wird sich in der Folge auch nicht am Gründungsausschuss beteiligen. „Auch der intensive Diskurs bei unserer Klausurtagung in Irsee hat nicht zu einer veränderten Einschätzung bei den BLPR-Mitgliedsverbänden geführt“, erklärt Generaloberin Edith Dürr, Vorsitzende des BLPR und der Schwesternschaft München vom BRK e.V. und führt weiter aus: „Wir haben unsere Haltung in der Vergangenheit bereits hinlänglich begründet und bleiben bei unserer Forderung nach einer echten Selbstverwaltung der Pflege, die nicht dem Einfluss fachfremder Gruppierungen mit ihren jeweiligen Partikularinteressen ausgesetzt ist.“

Für eine reine Interessenvertretung sieht der BLPR keinen Bedarf, diese Aufgabe nehmen die Mitgliedsverbände und der Landespflegerat selbst schon seit vielen Jahren wahr. Eine Aufwertung der professionellen Pflege und die Positionierung auf Augenhöhe mit den anderen Berufsgruppen im Gesundheitswesen dagegen hält der BLPR für zwingend notwendig und ausschließlich über eine Verankerung im Bayerischen Heilberufe-Kammergesetz möglich. Zudem ist die Mitgliedschaft der Vereinigung der bayerischen Pflegenden in einer zukünftigen Bundespflegekammer wegen ihrer Struktur und inhaltlichen Ausgestaltung kaum möglich. Die politische Mitgestaltung auf Bundesebene bleibt bayerischen Pflegefachpersonen dementsprechend versagt. Der BLPR hält daher an dem Bündnis für Pflegekammer fest, wie es 2011 mit dem Bayerischen Gesundheitsministerium geschlossen wurde.

Mit der Irseer Erklärung verbinden sich außerdem weitere Forderungen an die Politik. Die Akademisierung der Pflege müsse noch stärker gefördert werden und die Pflege auch in Lehre und Forschung der bayerischen Universitäten etabliert werden. Als weitere wichtige Voraussetzung für signifikante Verbesserungen sieht der BLPR die Entlastung des Gesundheitswesens vom ökonomischen Druck und der Profitorientierung. Die professionelle Pflege als reinen Kostenfaktor statt als zentralen Leistungserbringer zu betrachten ist bei der Qualitätssicherung kontraproduktiv und wird von der Berufsgruppe als mangelnde Wertschätzung wahrgenommen. So lässt sich die Attraktivität der Berufsbilder nicht steigern. „Wir verstehen uns natürlich in erster Linie als Vertreter unserer Berufsgruppe. Aber dabei haben wir durchaus das Wohl der Allgemeinheit im Blick, denn unter dem Fachkräftemangel leiden nicht nur die Pflegenden selbst, weil deren Arbeitsbelastung steigt. Wenn die Qualität leidet, sind davon vor allem die Bürger betroffen. Wir halten unsere Forderungen in diesem Sinne für absolut unverzichtbar, wenn man die komplexen Probleme im Interesse aller ernsthaft lösen will. Eine berufsständische Vertretung nach dem Heilberufe-Kammergesetz, also eine echte Pflegekammer, wäre nur ein erster, wenngleich auch absolut entscheidender Schritt in diese Richtung“, begründet Dürr den Appell der Irseer Erklärung.

Die vollständige Irseer Erklärung finden Sie hier.