BLPR-Frühjahrsakademie 2018: Ein Masterplan für die Pflege muss her
Politik muss professionelle Pflege als gleichberechtigen Verhandlungspartner akzeptieren / Maßnahmen bislang nur Tropfen auf den heißen Stein
München, 08. Februar 2018 – Rund 250 Pflegende hatten sich am Dienstag, den 6. Februar, zur Frühjahrsakademie des Bayerischen Landespflegerats (BLPR) im Senatssaal des Maximilianeums versammelt, um sich unter dem Tagesmotto „WIR Pflegenden haben die Wahl!“ über die berufspolitische Situation zu informieren und mit Vertretern der bayerischen Landespolitik die aktuelle Lage intensiv zu diskutieren.
Die Fachvorträge, aber auch die individuellen Darstellungen und damit verknüpfte Fragen aus dem Plenum zeigten klar: Die Zeit zu handeln ist jetzt! Geht es um die Versorgungssicherheit ist es 5 nach 12. „Die Politik hatte die berufliche Pflege noch immer nicht erkennbar auf ihrer Agenda. Im Bundeswahlkampf hatte nicht eine Partei konkrete Maßnahmen und Konzepte in ihrem Programm. Erst als ein junger Pflegeschüler die Kanzlerin vor laufenden Fernsehkameras mit der prekären Lage unserer Berufsgruppe konfrontierte, schien sich die Wahrnehmung zu verändern. Sollen wir uns jetzt ernsthaft mit 8.000 neuen Stellen in der Pflege zufrieden geben? Sowohl auf bundes- wie auch auf landespolitischer Ebene muss zwingend ein Masterplan für die Pflege etabliert werden. Dafür muss die Profession als gleichberechtigter Partner mit an den Tisch“, stellt Generaloberin Edith Dürr, Vorsitzende des BLPR und des Verbandes der Schwesternschaften vom Roten Kreuz in Bayern, fest und warnt angesichts der bevorstehenden Landtagswahlen: „Ein Weiter-so geht nicht, sonst ist die Patientenversorgung in höchstem Maße gefährdet.“
Die bei der Frühjahrsakademie diskutierten Bedingungen und Maßnahmen können aus Sicht des BLPR als Basis für einen Masterplan Basis dienen: Die Trennung der Sektoren in Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege muss zunächst aufgehoben werden, um den Gesamtblick auf die berufliche Pflege zu ermöglichen. Dementsprechend ist eine Angleichung der Löhne in der Altenpflege dringend geboten. Pflegespezifische Forschungsprogramme und der Ausbau der akademischen Ausbildung müssen ebenso gefördert werden wie die Digitalisierung. So müsse der Pflege ein gesicherter Zugang zur elektronischen Krankenakte ermöglicht werden. Eine stärkere Einbindung in die Primärversorgung und die damit verbundene Verteilung medizinischer Aufgaben ist eine Kernforderung der Pflegenden, denn nur so kann das Einbringen der Fachexpertise gewährleistet werden. Gleichzeitig bringe das die Anerkennung als Leistungserbringer – als reiner Kostenfaktor dürfe die Pflege nicht mehr gelten. Um die Umsetzung dieser Maßnahmen zu finanzieren, müssen zwingend Steuermittel eingesetzt werden. Laut Prof. Dr. Michael Isfort vom Deutschen Institut für angewandte Pflegeforschung, sind Investitionen von rund 10 Milliarden Euro erforderlich, um bundesweit die dringend benötigten 100.000 Pflegestellen aufzustocken. Die bereits angestoßene Pflegeberufereform muss finanziell so ausgestattet werden, dass Qualitätsstandards nicht herabgesetzt werden.
Den Fachvorträgen folgte eine Podiumsdiskussion zum Thema „Landtagswahl 2018 – Taten statt Versprechungen“, in der sich die gesundheits- und pflegepolitischen Sprecher der bayerischen Landtagsfraktionen auch den Fragen aus dem Plenum nach konkreten Vorschlägen der Parteien zu Lösungsansätzen stellten. Parteiübergreifend war man sich mit der professionellen Pflege einig, dass der Handlungsbedarf groß und weder überraschend noch unerwartet ist. Doch klare Rezepte konnte keiner liefern. Zum Abschluss hielt die BLPR-Vorsitzende Edith Dürr noch einmal fest: „Den jahrzehntelangen Versäumnissen der Politik kann man nicht in wenigen Monaten gegensteuern. Die Verantwortlichen müssen sich jetzt fragen, wie lange der Mangel noch verwaltet werden kann und eine Gefährdung der Patientenversorgung in Kauf genommen werden muss. Wir können der Politik nur anbieten: Hören Sie den Ideen der Profession zu. Wir wissen wo die Probleme liegen und sind stets im Dialog, um gangbare Lösungen zu finden.“