BLPR übergibt Resolution zur Sicherung der pflegerischen Versorgung an Gesundheitsminister Holetschek

München, 25. Mai 2021 – Der Bayerische Landespflegerat (BLPR) übergab am vergangenen Freitag Bayerns Gesundheits- und Pflegeminister Klaus Holetschek eine Resolution zur Sicherung der pflegerischen Versorgung der bayerischen Bevölkerung. Bei seinem Antrittsbesuch beim bayerischen Gesundheitsminister forderte der BLPR-Vorstand einen entschiedenen, generellen Kurswechsel in der Gesundheitspolitik hin zu einer deutlicheren Professionalisierung der Pflege. Der Staatsminister sicherte den Berufsverbänden zu, sich für die Interessen der Pflegenden stark zu machen.

„Die Corona-Krise hat in beeindruckender Weise sowohl die Stärken als auch die Schwachstellen unseres Gesundheitssystems verdeutlicht“, so die Vorsitzende des BLPR, Generaloberin Edith Dürr von der Schwesternschaft München vom BRK e.V. „Die Schlüsselrolle der Pflegeprofession findet keinen Niederschlag in den Krisenstäben und Entscheidungsgremien. Es ist höchste Zeit, dass ohne die Pflegefachpersonen selbst keine politischen Entscheidungen, die die Pflegeberufe beeinflussen, mehr getroffen werden.“ In der Resolution zur Sicherung der pflegerischen Versorgung formulierte der Vorstand des BLPR daher klare Forderungen zur Rolle der professionellen Pflege in einem Gesundheitssystem „nach Corona“ und übergaben diese bei ihrem Besuch im Ministerium an Staatsminister Holetschek.

Der Minister zeigte ein offenes Ohr für die Forderungen und betonte: „Wir müssen die Pflege jetzt zukunftsfest machen. Denn die Sicherstellung der Pflege ist unabhängig von der Corona-Pandemie die große Herausforderung der kommenden Jahre im Gesundheitsbereich. Es sind alle Akteure gefragt. Wichtig sind attraktive Arbeitsbedingungen für die Pflegekräfte, wir müssen mehr Fachkräfte für die Pflege begeistern.“ Mitte März hatte Holetschek bereits Eckpunkte für eine zukunftsfeste Reform in der Langzeitpflege vorgelegt. Eines der Ziele ist es, Pflegepersonal zu fördern.

Generaloberin Dürr wies in diesem Zusammenhang nicht nur auf die Bezahlung der Pflegefachkräfte hin – es geht ihr auch um die Refinanzierung der Pflegeausbildung, die seit Einführung der Generalistik Anfang 2020 noch immer nicht bundesweit einheitlich und auskömmlich abgestimmt ist. Der BLPR fordert zudem den Ausbau und die Finanzierung der hochschulischen Ausbildung. „Bislang sind erst 0,6 Prozent aller Pflegefachpersonen akademisch qualifiziert. Eine massive Erhöhung dieser Quote würde nicht nur neue Aufgaben- und Verantwortungsbereiche erschließen“, sagt Dürr und weist auf den Einsatz von School oder Community Health Nurses in Ländern wie Finnland oder Kanada hin: „Mit Blick auf die Primärversorgung könnte die Attraktivität des Pflegeberufs durch die Schaffung von solchen autonomen Berufsfeldern gesteigert werden.“ Besonders wichtig wären ihr sogenannte Chief-Nurses, die in Ministerien an der inhaltlichen Ausgestaltung der beruflichen Pflege federführend mitwirken. „Dazu müssen in den Ämtern entsprechende Verantwortlichkeiten an zentraler Stelle geschaffen werden“, verlangt sie mit Blick auf den Minister.
Eine der grundlegenden Forderungen der in einer gemeinsamen Klausurtagung des BLPR-Vorstandes erarbeiteten Resolution ist nach wie vor die Selbstverwaltungsstruktur mit Registrierungspflicht in Form einer berufsständischen Selbstverwaltung. „Ohne verpflichtende Registrierung werden wir nie eine valide Datenbasis gewinnen und daraus die richtigen Maßnahmen zur Sicherstellung der pflegerischen Versorgung ableiten können“, mahnt Generaloberin Dürr und bekräftigt ihre berufspolitische Haltung. „Pflege ist ein gesamtgesellschaftliches Thema und muss politisch ganz oben angesiedelt werden“, betont die BLPR-Vorsitzende auch im Hinblick auf die erschreckenden Prognosen zum befürchteten Massenexodus erfahrener Pflegefachpersonen bei gleichzeitigem Anstieg der Anzahl von Pflegebedürftigen. „Als systemrelevant erkannte Berufsgruppe erwarten wir, endlich auf Augenhöhe wahrgenommen zu werden!“

Lesen Sie hier die gesamte Resolution

Zum Internationalen Tag der Pflegenden: Professionelle Pflege ist Teil der Lösung und nicht des Problems – BLPR fordert Aufbruch

München, 12. Mai 2021 – Am Internationalen Tag der Pflege appelliert der Bayerische Landespflegerat (BLPR) an die Politik, bessere Rahmenbedingungen und berufliche Perspektiven für die Pflegeprofession zu schaffen.

Generaloberin Edith Dürr, Vorsitzende des Bayerischen Landespflegerats (BLPR), fordert angesichts der aktuell brisanten Situation in der professionellen Pflege einen spürbaren Neuanfang. „Es ist längst Zeit für einen politisch und gesellschaftlich getragenen Paradigmenwechsel mit entsprechenden Strukturveränderungen in der Pflege.“ Die Pandemiezeit hat dazu geführt, dass immer mehr Menschen einen Eindruck von der wirklichen Pflegepraxis erhalten haben. Die Rahmenbedingungen, unter denen Pflege geleistet wird, zeigen jedoch mehr als deutlich, dass die Situation vielerorts nur unter größten Belastungen zu bewältigen ist.

„Der Start der generalistischen Ausbildung im Pandemiejahr 2020 gelang trotz aller Widrigkeiten gut. Aber zur gelingenden Umsetzung, auch des akademischen Weges, fehlen wichtige Maßnahmen, wie beispielsweise die auskömmliche Finanzierung und entsprechende berufliche Perspektiven“, fährt Generaloberin Dürr fort. Dennoch birgt das zweite Pandemiejahr die Chance, den längst überfälligen Aufbruch zu starten. Wir erwarten – jenseits von Wahlkampfgetöse – konkrete, spürbare und realistische Signale von Seiten der politisch Verantwortlichen.

Am heutigen 201. Geburtstag von Florence Nightingale, der einflussreichen Reformerin des britischen Gesundheitswesens und Pionierin der Pflegewissenschaft, ruft der Bayerische Landespflegerat die Politik zu einem klaren Bekenntnis zur Pflegeprofession auf. Der breite Konsens alleine, dass gute Pflege Geld kostet, genügt nicht mehr. Nur gemeinsam mit den Pflegenden werden die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen zur Versorgungssicherung der Bürger*innen zu bewältigen sein. „Ich appelliere an die politischen Entscheidungsträger, die professionell Pflegenden endlich als Teil der Lösung und nicht des Problems ernst zu nehmen“, sagt die Vorsitzende abschließend.