BLPR kritisiert die Verabschiedung des „Bayerischen Pflegendengesetz BayPfleG“ und fordert die Aufnahme der Selbstverwaltung in das Heilberufe-Kammergesetz

München, 16. Juli 2024 – Der Bayerische Landespflegerat (BLPR) fordert nach der nahezu geräuschlosen Verabschiedung des Gesetzesentwurfs zur Änderung des Pflegendenvereinigungsgesetzes am 03.07.2024 im Bayerischen Landtag die Aufnahme in das Heilberufe-Kammergesetz.

BLPR- Vorsitzende Claudia Hauck erklärt: „Wir müssen feststellen, dass im jetzt verabschiedeten „Bayerischen Gesetz über die Berufsausübung und die Berufsvertretung der Angehörigen der Pflegeberufe“ die von den Expertinnen und Experten geäußerten vielfältigen Kritikpunkte und offenen Fragen unberücksichtigt geblieben sind. Angesichts der Ergebnisse eines vom Staatsministerium für Gesundheit und Pflege in Auftrag gegebenen Gutachtens aus dem Jahr 2023 zur Reform und Weiterentwicklung der „Vereinigung der Pflegenden in Bayern“ (VdPB), dem gemeinsamen Eckpunktepapier des Reformausschusses sowie einer Sachverständigenanhörung im Ausschuss für Gesundheit, Pflege und Prävention im März hätten wir erwartet, dass der Gesetzgeber den aufgeworfenen Nachbesserungsbedarf aufnimmt.“

Der Bayerische Landespflegerat setzt sich seit vielen Jahren intensiv für eine starke Selbstverwaltung mit Pflichtmitgliedschaft ein. Die geplante Einführung eines Berufsregisters zum Juni kommenden Jahres ist ein erster wichtiger Schritt, da damit Daten für politische Entscheidungen erhoben werden können. Rechte und Mitbestimmung im Sinne einer Selbstverwaltung ergeben sich daraus nicht. Das Festhalten an der freiwilligen Mitgliedschaft verhindert, dass der bayerische Sonderweg als demokratisch legitimiertes Sprachrohr aller beruflich Pflegender in Bayern agieren kann.

Zur Sicherung der pflegerischen Versorgung der Bevölkerung ist es zentral, die Selbstverwaltung und damit die eigenständige Regelung der beruflichen Angelegenheiten dem Heilberuf Pflege zu übertragen. Das verabschiedete Gesetz zeugt vom mangelnden politischen Willen substanzielle Änderungen, wie die Verortung im Heilberufe-Kammergesetz, vorzunehmen, um der gesellschaftlichen Bedeutung der professionellen Pflege gerecht zu werden.

Die Vorsitzende betont: „Die Ergänzung um einzelne Kammermerkmale wird nicht automatisch zu einer Selbstverwaltung und damit zur Anschlussfähigkeit auf der Bundesebene führen. Der Reformprozess muss intensiv fortgeführt werden, da nicht zuletzt die aktuellen gesetzlichen Entwicklungen zur pflegerischen Berufsausübung (Pflegekompetenzgesetz) auf die dringende Notwendigkeit einer Selbstverwaltungsstruktur auf Länderebene hinweisen.“

Neuer Vorstand des Bayerischen Landespflegerats gewählt

München, 10. Juli 2024 – Der Bayerische Landespflegerat (BLPR) hat am gestrigen Dienstag einen neuen Vorstand gewählt. Die Delegierten wählten Claudia Hauck von der Caritas-Gemeinschaft für Pflege- und Sozialberufe Bayern e.V einstimmig zur neuen Vorsitzenden. Michael Mayer (Deutsche Fachgesellschaft Psychiatrischer Pflege e.V.) wurde im Amt des Stellvertreters bestätigt. Neu in den Vorstand zogen Dr. Sabine Berninger (Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe, DBfK Südost Bayern- Mitteldeutschland e.V.) und Ivonne Rammoser (Deutscher Pflegeverband e.V.) ein.

Claudia Hauck, die neue Vorsitzende des BLPR, äußerte sich direkt im Anschluss an ihre Wahl: „Der Bayerische Landespflegerat steht als starke Stimme für die professionell Pflegenden in Bayern. Aktuell sind gravierende Veränderungen im Berufsbild der Pflege im Gange, hierfür braucht es eine professionelle Begleitung durch den BLPR. Die Themen der Pflegeberufe in Bayern sind eine Frage des öffentlichen Gemeinwohls, vor allem aber des politischen Handelns sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene. Wir fordern die bayerische Politik auf, Gesundheitsversorgung als ein multiprofessionelles Geschehen zu verstehen und die Kompetenzen der beruflich Pflegenden viel stärker einzubinden.“

Auch mit dem neuen Vorstand wird sich der Dachverband der Berufs- und Pflegeverbände intensiv in die berufspolitischen Debatten auf der Länderebene einbringen, die berufsgruppeninterne Informationspolitik intensivieren und die vielfältige Gremienarbeit mit kompetenten Vertreterinnen und Vertretern fortsetzen.

Im Rahmen der gestrigen Mitgliederversammlung dankte die neue Vorsitzende den langjährigen Vorstandsmitgliedern Generaloberin Edith Dürr (Verband der Schwesternschaften vom Roten Kreuz in Bayern e.V.) und Dr. Marliese Biederbeck (Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe, DBfK Südost Bayern- Mitteldeutschland e.V.) für die jahrzehntelange Vorstandsarbeit und das herausragende berufspolitische Engagement.

Deutscher Pflegerat stellt neue Bildungsarchitektur für die Pflege in Deutschland vor

Der Deutsche Pflegerat und die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) haben die Vorabpublikation des Projekts „BAPID – Bildungsarchitektur der Pflege in Deutschland“ veröffentlicht. Das vom Deutschen Pflegerat (DPR) in Auftrag gegebene Projekt zielt darauf ab, nach der Pflegeberufereform ein abgestimmtes Gesamtbild der Bildungslandschaft in den Pflegeberufen zu entwickeln. Es berücksichtigt sowohl bisherige Bildungskonzepte als auch zukünftige Anforderungen.

Die gesamte Pressemitteilung finden Sie hier

Vorabpublikation Bildungskonzept BAPID

BLPR sendet eindringlichen Appell an den Gesetzgeber zur Nachbesserung des Gesetzesentwurfs zur Änderung des Pflegendenvereinigungsgesetzes

München, 15. April 2024 – BLPR sieht im vorliegenden Gesetzesentwurf deutliches Verbesserungspotenzial und appelliert an die politische Verantwortung des Gesetzgebers zur Schaffung einer anschlussfähigen Selbstverwaltungsstruktur für die Profession Pflege.

Der Ausschuss für Gesundheit, Pflege und Prävention des Landtags berät am morgigen Dienstag den Gesetzesentwurf der Staatsregierung zur Änderung des Pflegendenvereinigungsgesetzes. Die Vorsitzende des BLPR Generaloberin Edith Dürr erklärt dazu: „Wir begrüßen ausdrücklich die Intension des Gesetzgebers, die „Vereinigung der Pflegenden in Bayern“ (VdPB) zu reformieren und weiterzuentwickeln. Die von uns seit vielen Jahren geforderte Errichtung eines Berufsregisters für Pflegefachpersonen soll jetzt endlich auf den Weg gebracht werden. Trotz der grundsätzlich positiven Zielsetzung sehen wir im vorliegenden Gesetzesentwurf noch deutliches Verbesserungspotenzial.“

Der BLPR kritisiert insbesondere, dass sich die im Rahmen des Reformprozesses anvisierte Zielsetzung im vorliegenden Gesetzesentwurf kaum wiederfindet, ebenso wie konkrete Maßnahmen zur Stärkung der Mitgliedschaft. Auch im Hinblick auf die Erhebung und Nutzung der Daten im Rahmen der Pflichtregistrierung zur Herstellung eines Berufsregisters fehlt die Konkretisierung. Unklar bleibt der Gesetzesentwurf auch hinsichtlich der Anschlussfähigkeit an eine Bundespflegekammer. Die Berufsverbände befürchten das Fortbestehen einer isolierten Einzellösung.

Dürr betont: „Mit den jetzt angedachten Änderungen ist für uns der Reformprozess keineswegs abgeschlossen. Denn ein solitäres Berufsregister garantiert noch keine Versorgungssicherstellung. Ohne erkennbaren Mehrwert wird sich eine ausreichende Akzeptanz für eine verpflichtende Registrierung in der Berufsgruppe nur schwerlich herstellen lassen. Aus unserer Sicht garantiert nur eine – vollumfängliche – Mitgliedschaft Pflegefachpersonen demokratische Teilhabe- und Mitwirkungsrechte zur Gestaltung ihres Berufstandes.“
Abschließend fügt Generaloberin Dürr hinzu: „Unser Pflegesystem steht an einigen Stellen bereits vor dem Zusammenbruch. Um ihren Beitrag für Herausforderungen und Krisen hochqualifiziert und kompetent leisten zu können, braucht die Pflegeprofession in Bayern eine unabhängige, souveräne, umfassende und handlungsmächtige Standesvertretung und Selbstverwaltungsorganisation. Wir fordern den Gesetzgeber auf, die Weichen dafür zu stellen.“

Der Bayerische Landespflegerat wird den Reform- und Weiterentwicklungsprozess der VdPB weiterhin eng begleiten.

BLPR sieht vorgelegten Gesetzesentwurf zur Reform und Weiterentwicklung der Vereinigung der Pflegenden in Bayern lediglich als ersten zaghaften Schritt

München, 29. Januar 2024 – Der Bayerische Landespflegerat (BLPR) begrüßt ersten Reformschritt zur Weiterentwicklung einer Selbstverwaltungsstruktur, sieht die Anschlussfähigkeit des Bayerischen Sonderweges aber weiter kritisch.

Die Vorsitzende des BLPR Generaloberin Edith Dürr erklärt: „Wir begrüßen es ausdrücklich, dass der Gesetzgeber in Bayern endlich die Reform und Weiterentwicklung der „Vereinigung der Pflegenden in Bayern“ (VdPB) auf seine Agenda gesetzt hat. Der jetzt vorliegende Gesetzesentwurf kann allerdings nur ein erster Schritt sein.“

In seiner Stellungnahme zur Verbändeanhörung weist der BLPR auf die nach wie vor bestehenden gravierenden Lücken in der Konzeption der VdPB hin, die auch mit den vorgelegten gesetzlichen Änderungen zu keiner unabhängigen, berufsständischen Selbstverwaltung führen.

Mit der geplanten Pflichtregistrierung und damit der Etablierung eines gesamtheitlichen und aussagekräftigen Berufsregisters wird eine langjährige zentrale Forderung des BLPR erfüllt. Die Gesetzesbegründung macht noch einmal deutlich: Auf Grund der weiterbestehenden freiwilligen Mitgliedschaft kann die VdPB trotzdem weiterhin keine umfassende Repräsentanz- und Legitimationswirkung für die gesamte Berufsgruppe entfalten. Losgelöst von einer verpflichtenden Mitgliedschaft wird damit lediglich der Fachkräftemangel bestätigt.

Zwar soll ein gesetzlicher Auftrag zur Erarbeitung einer Berufs- und Weiterbildungsordnung erteilt werden, aber nur im Rahmen einer fachlichen Zuarbeit an das zuständige Ministerium. Darüber hinaus bleibt es bei der abhängigen und damit unsicheren Finanzierung durch den Staatshaushalt.

Dürr betont: „Das stückchenweise Hinzufügen „kammerähnlicher Elemente“, wie beispielsweise einer Pflichtregistrierung, ändert wenig an der weiter bestehenden, fehlenden Anschlussfähigkeit. Gleichzeitig weisen die gesetzlichen Entwicklungen zur pflegerischen Berufsausübung (Pflegekompetenzgesetz) auf die dringende Notwendigkeit hin, gerade auch in Bayern eine echte und im Heilberufe-Kammergesetz verortete Selbstverwaltung zu schaffen.“

Abschließend fügt Generaloberin Dürr hinzu: „Gerade im Hinblick auf die immensen Herausforderungen bei der qualitativen Sicherstellung der gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung im Zusammenhang mit dem demografischen Wandel und dem sich zuspitzenden Pflegepersonalmangel braucht es den politischen Willen, um perspektivisch eine autonome berufliche Selbstverwaltungsorganisation – analog zu einer Pflegekammer- auch in Bayern zu etablieren.“

Der Bayerische Landespflegerat wird den Reform- und Weiterentwicklungsprozess der VdPB weiterhin eng begleiten.

BLPR tauscht sich mit Bayerns neuer Gesundheits- und Pflegeministerin Judith Gerlach erstmals im persönlichen Gespräch aus

München, 28. November 2023 – Der Bayerische Landespflegerat (BLPR) ist zu einem ersten persönlichen Treffen mit Bayerns neuer Gesundheits- und Pflegeministerin Judith Gerlach zusammengekommen. Bei dem Kennenlernen im Staatministerium am 22. November standen die Rolle der Pflege in der Gesundheitsversorgung sowie die Förderung der Akademisierung im Fokus.

Die Vorsitzenden des BLPR haben zwei Wochen, nachdem Judith Gerlach ihr Amt als neue Ministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention in Bayern offiziell angetreten hat, bei einem persönlichen Gesprächstermin die Interessen der Pflegeprofession ins Bewusstsein gebracht. Generaloberin Edith Dürr und ihre Stellvertreterin, Dr. Marliese Biederbeck, statteten Gerlach einen Antrittsbesuch im Ministerium am Haidenauplatz ab. „Es ist uns ein großes Anliegen, die guten Beziehungen ins Gesundheitsministerium fortzusetzen und so vertrauensvoll mit Ihnen zusammenzuarbeiten wie mit Ihrem Vorgänger“, erklärte Dürr zu Beginn. „Daher freuen wir uns, dass wir uns bereits so kurz nach Ihrer Vereidigung persönlich kennenlernen und austauschen können.“ Ferner begrüßte Dürr, dass das Thema „Prävention“ neu in die Ministeriumsbezeichnung aufgenommen wurde. „Prävention ist eine der Kernaufgaben des Pflegeberufs“, erklärte Dürr, die neben ihrem Engagement für den BLPR zugleich Vorstandsvorsitzende der Schwesternschaft München vom BRK e.V. ist.

„Wir müssen die präventive Rolle der professionellen Pflege viel stärker in den Fokus nehmen, wenn wir vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung über die Gesundheitsversorgung der Zukunft nachdenken,“ so Marliese Biederbeck, die hauptamtlich den Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe Südost leitet.

Bei dem einstündigen Treffen ging es insbesondere über die Notwendigkeit einer veränderten Rolle der professionellen Pflege, die dieser im Zuge der Krankenhausreform zukommen muss. Eine Reform der Krankenhäuser muss immer auch eine Stärkung der ambulanten Pflege im Blick haben. Für die Vertreterinnen des BLPR stand fest, dass der ohnehin bereits bestehende Fachkräftemangel durch die neue Reform nicht noch verstärkt werden dürfte. „Ansonsten müssen wir befürchten, dass Pflegefachpersonen aus ihrem Beruf regelrecht flüchten“, hob Dürr hervor und unterstrich: „Die Profession muss selbstverständlich immer mit am Verhandlungstisch sitzen, wenn es um Zukunftsthemen der Gesundheitsversorgung geht und sich mit ihrer Expertise einbringen können.“

Die Gesundheitsministerin betonte: „Ein Gesundheitssystem ohne Pflege funktioniert nicht. Die Herausforderungen in diesem Bereich sind bereits jetzt groß – und werden aufgrund des demografischen Wandels weiter steigen. Wir brauchen eine gute pflegerische, gesundheitliche und präventive Versorgung unserer Menschen. Das kann uns nur gelingen, wenn alle an einem Strang ziehen. Ich denke dabei unter anderem an die Pflegekräfte und die Ärzteschaft, die gemeinsam auf Augenhöhe zu einer zukunftsfähigen Gestaltung unserer Gesundheitsversorgung beitragen müssen. Die Übertragung von bestimmten heilkundlichen Tätigkeiten auf Pflegefachkräfte mit entsprechender Qualifizierung sollte unter Beteiligung der betroffenen Berufsgruppen weiterdiskutiert werden.“

Weiteres wichtiges Thema beim Treffen im Ministerium: Die Förderung und der Ausbau der Akademisierung im Hinblick auf die Profession Pflege. Dazu erneuerte der BLPR seine langjährige Forderung nach einem Ausbau der Pflegewissenschaft und -forschung an Universitäten in Bayern.

Beide Seiten zeigten sich nach dem Kennenlernen zufrieden und signalisierten ihre weitere Dialogbereitschaft.

BLPR-Jahresakademie: 75 Jahre Berufspolitik für die Pflegeprofession

München, 20. September 2023 – Bei der Jahresakademie des Bayerischen Landespflegerats (BLPR) unter dem Motto „Wahl – Leistung – Profession Pflege“ hat der Zusammenschluss von 14 Berufsverbänden nicht nur sein 75-jähriges Bestehen begangen, sondern zudem Handlungsautonomie für Pflegefachpersonen gefordert. Die Podiumsdiskussion mit Bayerns Gesundheits- und Pflegeminister Klaus Holetschek thematisierte erforderliche Rahmenbedingungen für eine zukunftsfähige Gesundheitspolitik.

Generaloberin Edith Dürr, Vorsitzende des BLPR und der Schwesternschaft München vom BRK e.V., begrüßte am Montag zahlreiche Teilnehmende im Bayerischen Landtag: „Man könnte meinen, wir befänden uns in einer permanenten Wiederholungsschleife, denn die Themen und Herausforderungen im Pflegeberuf sind nahezu unverändert“, so Dürr in ihrer Begrüßung. „Notzustände in Krankenhäusern und Schwesternmangel, wie es bei der Gründung des BLPR im Jahr 1948 hieß – die wiederkehrenden Krisen aufgrund personeller, struktureller oder finanzieller Defizite sind eine augenfällige Konstante“, betont sie angesichts eines immer größer werdenden Spannungsfelds zwischen Machbarkeit, ethischer Verantwortung und ökonomischer Realität. „Der Pflegeberuf hat ein Attraktivitätsproblem, mag er auch sinnstiftend und sinnerfüllend sein.“ Für MdL Karl Freller stellt Pflege heute die größte gesamtgesellschaftliche Herausforderung dar. In seinem Grußwort benannte der Vizepräsident des Bayerischen Landtags Pflege nicht nur als systemrelevant, sondern als systemimmanent. Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats, überbrachte ihre Glückwünsche zum Jubiläum in einer Videobotschaft und betonte die Notwendigkeit einer bayerischen Landespflegekammer zur Durchsetzung der Berufsautonomie.

Konfrontiert mit demografischem und technologischem Wandel, Globalisierung und Klimafolgen und einer politisch gewollten Ambulantisierung entwickelten die Referent:innen Zukunftsvisionen einer bedarfsgerechten Weiterentwicklung pflegerischer Versorgung. Prof. Dr. Melanie Messer sieht dabei ein deutliches Ungleichgewicht zwischen Bedarf und Kapazität und befürwortet neben intensiverer multiprofessioneller Zusammenarbeit besonders die Stärkung der universitären Pflegewissenschaft. Pflege ist mit 1,4 Millionen Beschäftigten die größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen. Die Pflegewissenschaftlerin fordert daher die Übernahme zentraler Aufgaben auch in Gesundheitsförderung und Prävention. Die Zukunft der Pflege sieht Prof. Dr. phil. Claudia Winter in den Pflegeschulen, fordert jedoch Entwicklungsmaßnahmen wie Qualitätstableaus, externe Evaluationen und wissenschaftlich begleitete Projekte für die Pflegepraxis. Für Lena Heyelmann ist Empowerment einer der Faktoren, um in der Pflegepraxis die Berufszufriedenheit zu fördern. Die Direktorin Pflege und Erziehung am kbo-Heckerscher-Klinikum setzt darauf, die Selbstbestimmung ihrer Mitarbeitenden durch Freiräume, Wissen und Expertise zu fördern. Prof. Dr. phil. Manfred Hülsken-Giesler hingegen befasst sich mit technologischen Aspekten und stellte sein Begleitprojekt „Robotische System in der Pflege“ vor. Unter dem Eindruck seiner Vorredner:innen resümiert er, die Zukunft der Pflege sei zugleich die Zukunft der Gesellschaft.

Bei der Podiumsdiskussion unter dem Titel „Aufbruch in eine neue Ära! Welche politischen Rahmenbedingungen brauchen wir für eine zukunftsfähige Gesundheitspolitik?“ definierte Gesundheits- und Pflegeminister Klaus Holetschek den Fachkräftemangel als zentrales Problem. „Wo gewinnen wir Pflegende, wie können wir den Beruf attraktiver machen?“, so der bayerische Minister. Generaloberin Dürr fordert dafür einen Systemwechsel mit mehr Handlungsautonomie und einer selbstständigen Heilkundeausübung. „Um das zu erreichen, brauchen wir eine starke Selbstverwaltung“, mahnt sie. Beim Stellenwert der Praxisanleitung für die Ausbildungsqualität und die anschließende Berufsverweildauer zeigen sich die Diskutanten einig. Silke Weber wünscht sich Perspektiven für die jungen Kolleg:innen und bedauert, dass es in Bayern und Baden-Württemberg keinen Bildungsurlaub für Berufsangehörige gibt. Die Delegierte Junge Pflege des DBfK fordert Unterstützung für berufspolitisches Engagement. Holetschek notierte sich diesen Hinweis und verwies parallel auf verschiedene politische Initiativen wie Akademisierungsförderung, Beschleunigung von Anerkennungsverfahren, Modelle zum Bürokratieabbau und die bayerische Bundesratsinitiative für ein Förderprogramm, mit dem Kommunen und Träger von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen bei der Bereitstellung von Wohnraum für Beschäftigte in der Pflege unterstützt werden sollen.

Generaloberin Dürr bedankte sich abschließend bei Alfred Stockinger (Pflegedirektor Universitätsklinikum Regensburg) und bei Dr. Marliese Biederbeck (Vorstand BLPR, Geschäftsführerin DBfK Südost e.V.) für die Moderation und schloss mit einem Appell: „Stellen Sie sich aktiv den Herausforderungen, informieren Sie die Kolleg:innen über unsere Anliegen und nehmen Sie Verantwortung als systemimmanente Pflegeexperten wahr!“ Die BLPR-Vorsitzende kündigte die Veröffentlichung von Wahlprüfsteinen an, u.a. zu Themen wie Personalsituation, Personalbemessungsinstrumente oder Situation der Lehrenden. Die Antworten der bayerischen Parteien zu den drängenden Fragen werden demnächst auf der Webseite des BLPR zu lesen sein.

Ankündigung BLPR-Jahresakademie: Wahl – Leistung – Profession Pflege

München, 14. September 2023 – Der Bayerische Landespflegerat (BLPR) lädt am Montag, 18. September 2023, unter dem Motto „Wahl ̶ Leistung ̶ Profession Pflege“ zur Jahresakademie in den Bayerischen Landtag ein. Klaus Holetschek, Bayerns Staatsminister für Gesundheit und Pflege, diskutiert angesichts der bevorstehenden Landtagswahlen mit Fachleuten, welche politischen Rahmenbedingungen für eine zukunftsfähige Gesundheitspolitik nötig sind.

Die Zukunft der Pflegeprofession steht im Mittelpunkt der Vorträge und Diskussionsrunden von renommierten Referent:innen und Fachleuten aus ganz Deutschland. Bei der BLPR-Jahresakademie befassen sie sich zwischen 10.00 und 16.30 Uhr mit Zukunftsvisionen einer bedarfsgerechten Weiterentwicklung pflegerischer Versorgung. Im Fokus ihrer Vorträge und Gesprächsrunden stehen angesichts der prekären Entwicklungen im Gesundheitsbereich unter anderem die Themen Pflegeausbildung, Leadership im Gesundheitswesen sowie die Bewertung von Robotik in der Pflege.
Der Bayerische Landespflegerat begeht in diesem Jahr sein 75-jähriges Bestehen. Das Bündnis vertritt die Positionen und Anliegen der Pflegeprofession und bündelt die berufspolitischen Aktivitäten seiner Mitgliedsverbände. Die Jahresakademie kurz vor den Landtagswahlen ist zudem Gelegenheit, einen dringenden Appell in Richtung der politischen Verantwortlichen zu senden. „Die Situation der professionell Pflegenden hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch verschärft. Nach Corona ist jetzt neben der personellen Situation auch die finanzielle Lage der Anbieter von stationärer und ambulanter Akut- und Langzeitpflege existenziell bedroht“, erklärt Generaloberin Edith Dürr, Vorsitzende des BLPR und der Schwesternschaft München vom BRK e.V. „Angesichts der wachsenden Herausforderungen, permanenten Veränderungen und gestiegenen Ansprüchen im Gesundheitswesen ist die aktive Mitgestaltung durch die Profession Pflege unverzichtbar.“

Ihre Teilnahme bei der Jahresakademie haben zugesagt:
Generaloberin Edith Dürr (Vorsitzende Bayerischer Landespflegerat, Vorsitzende des Verbandes der Schwesternschaften vom Roten Kreuz in Bayern e.V.), Alfred Stockinger (Moderation, Pflegedirektor Universitätsklinikum Regensburg, Verband der PflegedirektorInnen der Universitätsklinika e.V.), Univ.-Prof. Dr. Melanie Messer (Professorin für Pflegewissenschaft II, Universität Trier), Prof. Dr. phil. Claudia Winter (Professorin für Gesundheits- und Pflegepädagogik, Evangelische Hochschule Nürnberg), Lena Heyelmann (Direktorin Pflege und Erziehung kbo-Heckscher-Klinikum gGmbH, Verband der Pflegedienstleitungen Psychiatrischer Kliniken Bayern e.V.), Univ.-Prof. Dr. phil. Manfred Hülsken-Giesler (Professor für Pflegewissenschaft Universität Osnabrück).

Teilnehmende der Podiumsdiskussion sind zudem:
Staatsminister Klaus Holetschek MdL (Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege), Andrea Bielmeier (stellv. Vorsitzende Gesundheits- und Pflegeausschuss des Bayerischen Städtetags) und Silke Weber M. Sc. (Delegierte Junge Pflege DBfK Regionalverband Südost). Moderation: Dr. Marliese Biederbeck (Vorstand des Bayerischen Landespflegerats Geschäftsführerin Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe DBfK Südost e.V.)

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BLPR fordert am Internationalen Tag der Pflegenden eine „Revolution of Nursing“

München, 12. Mai 2023 – Zum International Nursing Day in diesem Jahr fordert der Bayerische Landespflegerat (BLPR) deutlich mehr politische Anstrengungen zur Stärkung der Profession Pflege. Die Verbände weisen mit Nachdruck auf die Schlüsselrolle von Pflegefachpersonen für die Gesundheitsversorgung hin.

Generaloberin Edith Dürr, Vorsitzende des BLPR und der Schwesternschaft München vom BRK e.V., stellt fest: „Nach drei Jahren weltweiter Pandemie und der anhaltend brisanten Personalproblematik steht die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung vor immensen Herausforderungen. Ohne eine spürbare Stärkung der Handlungsautonomie beruflich Pflegender werden diese Herausforderungen weder jetzt noch in Zukunft stemmbar sein.“

In der derzeitigen Debatte um die Reform der Krankenhausversorgung kommt die professionelle Pflege viel zu kurz. Der Abbau von bestehenden Akutversorgungsstrukturen zieht eine Reduzierung von Pflegeschulen mit sich, da traditionell Ausbildungsstätten häufig an Krankenhäusern angesiedelt sind. „Der kalkulierte Verlust von Aus- und Weiterbildungskapazitäten ist mit dem Hinweis auf die aktuelle Situation in den Pflegeberufen nicht hinnehmbar“, sagt Dürr. Die Empfehlung der Krankenhaus-Kommission sieht u. a. Level-Ii-Kliniken vor, die integriert-ambulant-stationäre Versorgung anbieten und von qualifizierten Pflegefachpersonen geleitet werden sollen. „Diese Expert:innen stehen auf dem Markt aber nur dann zur Verfügung, wenn der Ausbau und die Förderung der akademischen Pflegebildungsstrukturen ganz oben auf die politische Agenda gesetzt werden“, ergänzt Generaloberin Dürr. Darüber hinaus muss das Thema „Heilkundeübertragung“ im Rahmen der Krankenhausstrukturreform mit Hochdruck vorangetrieben und auf den stationären Bereich ausgeweitet werden.

Generaloberin Edith Dürr fordert: „Wir brauchen eine Revolution! Die Profession Pflege als zentraler und unersetzbarer Bestandteil der Daseinsvorsorge muss einen Platz in der ersten Reihe in den gesundheitspolitischen Debatten bekommen.“

Die BLPR Vorsitzende verweist auf das Motto des International Council of Nurses zum heutigen Gedenktag „Our Nurses. Our Future“ und mahnt, auch mit Blick auf die bayerischen Landtagswahlen im Oktober, „ohne Stärkung der Pflegeberufe ist die Zukunft der Gesundheitsversorgung nicht gesichert“.

Bekommt die Pflege in Bayern endlich eine echte Selbstverwaltung? Landespflegerat und Landes-Dekanekonferenz Pflegewissenschaft sehen im gemeinsamen Eckpunktepapier des Reformausschusses einen ersten Schritt

München 30. März 2023 – Der Bayerische Landespflegerat (BLPR), die Landes-Dekanekonferenz Pflegewissenschaft und die Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB) beteiligen sich auf Einladung von Klaus Holetschek, Bayerns Staatsminister für Gesundheit und Pflege, an einem Ausschuss zur Reform der VdPB, der jetzt ein gemeinsames Eckpunktepapier vorgelegt hat.

Die Vorsitzende des Bayerischen Landespflegerats, Generaloberin Edith Dürr, erklärt hierzu: „Wir sehen es als wichtiges und richtiges Signal, dass Staatsminister Klaus Holetschek die Selbstverwaltung der Profession Pflege in Bayern erneut auf die Agenda gesetzt hat.“

Grundlage bildet das vom Gesundheits- und Pflegeministerium (StMGP) in Auftrag gegebene Gutachten von Kienbaum Consultants zur Evaluation der VdPB vom Mai 2022. Die Gutachter konstatieren darin eine zu geringe Wirksamkeit der bestehenden Organisation. Wenig überrascht zeigt sich die Vorsitzende des BLPR von diesem Ergebnis: „Auf den notwendigen Veränderungsbedarf haben wir seit der Gründung der VdPB in aller Deutlichkeit hingewiesen. Das Pflegendenvereinigungsgesetz (PfleVG) wurde 2017 gegen den Rat des BLPR und der Landes-Dekanekonferenz Pflegewissenschaft durchgesetzt und damit ein Sonderweg beschritten.“ Hauptkritikpunkt des Gutachtens ist u. a. die fehlende bundesweite Anschlussfähigkeit an bestehende Selbstverwaltungsorganisationen der Profession Pflege.

Unter Mitwirkung der Berufsverbände im BLPR, der Landes-Dekanekonferenz Pflegewissenschaft und der VdPB ist mit dem Anstoß des Reformprozesses ein erster Schritt getan. Das nun vorliegende Eckpunktepapier ist ein Kompromiss im intensiven Ringen um eine zukunftsfähige Lösung. Generaloberin Dürr, Vorsitzende des BLPR, erklärt weiter: „Angesichts der besorgniserregenden Situation im Pflegeberuf können wir uns eine Organisation mit geringer Wirkkraft schlichtweg nicht leisten. Hier braucht es den erklärten politischen Willen, den Weg für eine echte, starke und unabhängige Selbstverwaltungsstruktur für die professionelle Pflege in Bayern frei zu machen.“

Das Signal aus der berufsverbandlichen und pflegewissenschaftlichen Vertretung der Pflege ist mehr als deutlich: Die Landes-Dekanekonferenz Pflegewissenschaft in Bayern und der BLPR sprechen sich für eine anschlussfähige und unabhängige Selbstverwaltung der professionell Pflegenden mit – perspektivisch – verpflichtender Mitgliedschaft und unabhängiger Finanzierung aus und werden die weiteren Veränderungsschritte über den Reformausschuss aktiv und konstruktiv begleiten. Laut Eckpunktepapier berät der unabhängige Reformausschusses den Bayerischen Landtag und die Bayerische Staatsregierung im Rahmen der empfohlenen Novellierung des PfleVG. Daran anschließend wird eine strukturelle Verankerung als Gesetzesnovellierungskommission dringend empfohlen.

Abschließend appelliert Generaloberin Dürr an die politisch Verantwortlichen: „Berufsständische Selbstverwaltung ist ein elementarer Baustein von Professionalisierung. Bayern möchte ein Land für fortschrittliche Pflegepolitik sein. Nehmen Sie die Empfehlungen zur Reform des Pflegendenvereinigungsgesetzes auf, stellen Sie jetzt die richtigen Weichen zur Stärkung der Rolle professioneller Pflege im Feld der Akteure im Gesundheitswesen.“